Wer das Wort Hovenweep liest oder hört, der mag vielleicht denken, dass Hovenweep niederländischen Ursprungs ist, aber fast niemand würde vermuten, dass es sich hier um den Namen eines Nationalparks an der Grenze zwischen den beiden US Bundesstaaten Utah und Colorade handelt. Das Wort selbst entstammt der Sprache der Ute-Indianer und bedeutet soviel wie ödes Land oder verlassenes Land, denn zu der Zeit, als das Volk der Ute und später die Navajos die Region des heutigen Nationalparks in Besitz nahmen, waren die Canyons des heutigen Parks bereits verlassen und öde und dürr – „hovenweep“.

Holly Tower, Keeley Canyon, Hovenweep National Park, Colorado

Die erste Besiedelung der Canyons des Hovenweep Nationalparkes geht bis in die paläoindianische Zeit zurück, als die ersten Menschen ungefähr vor 12.000 Jahren in diese Gegend kamen. Aus dieser Zeit gibt es heute nur ganz wenige Spuren und das, was wir heute in den Canyons bewundern können, sind Bauwerke aus der späten Zeit der Korbflechter-Kulturen und der Pueblo-Kulturen, wobei einer der Höhepunkte des Lebens in dieser Gegend ungefähr 1000 Jahre zurück liegt.

Reste des „Tilted Towers“, Keeley Canyon, Hovenweep National Park, Collorado

Wir haben den Hovenweep Nationalpark auf unserer Reise zweimal besucht, wobei wir uns bei unserem ersten Besuch auf die Ruinen des Keeley Canyons konzentrierten. Von dem in Utah gelegenen Besucherzentrum ging es anfänglich über eine asphaltierte Straße in östliche Richtung bis wir die Grenze nach Colorado überquerten und gleich dahinter auf eine Piste abbogen. Was mit einer einfachen Schotterpiste begann, endete mit einem holprigen und teilweise ausgewaschenen Fahrweg, der teilweise steil bergab führte. Wer das bei der Abzweigung platzierte Schild „4×4“ und „high clearance“ ignoriert hatte, der wird spätestens jetzt mit der Realität konfrontiert und muss umkehren, will er seinen tiefer gelegten Asphalt-Flitzer nicht „auf Grund“ laufen lassen. Und sollte das Wetter noch zusätzlich umschlagen und Regen die Piste aufweichen, dann werden die Fahrwege für fast alle Fahrzeuge unpassierbar. Das aller letzte Stück hin bis zu den Ruinen ist dann eine kurze und entspannende Wanderung über schöne Felsplatten und dem grandiosen Ausblick auf die Ruinen des Keeley Canyons. Auch wir waren von dieser grandiosen Kulisse und den im Canyon stehenden Wohntürmen beeindruckt, die uns immer wieder an die Wohnburgen in unserer Heimat erinnerten.

„Curved Wall House“ and „Great House“, Keeley Canyon, Hovenweep National Park, Colorado

Das Fotografieren dieser indianischen Ruinen funktioniert gleich wie jede Architektur-Fotografie, werden auch hier die selbe Art von Objektiven eingesetzt und die selben geometrischen Grundsätze beachtet. Lediglich auf Grund der nicht absolut senkrechten und waagerechten Linien der Bauwerke, ist die Arbeit bei weitem nicht so akribisch und auf Millimeter genau, wie bei modernden Gebäuden. Die scheinbare Wärme der Landschaft, ihre Farben mit den Gelb-Tönen, aber auch die Öde und Abgeschiedenheit lassen diese Aufnahmen allerdings wesentlich wärmer wirken, als die kühlen und harten Strukturen der architektonischen Gegenwart. Wir haben uns hier viele Stunden aufgehalten, haben während des Fotografierens immer wieder inne gehalten und haben die Landschaft und die indianischen Ruinen einfach auf uns wirken lassen. Fasziniert durch die Tatsache, dass die Menschen, die diese Gebäude auf den unzugänglichsten Felsen errichtet hatten und lediglich Steinwerkzeuge verwendeten, veränderte sich in uns das Bild über die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents.

Beim Fotografieren im Hovenweep National Park, Colorado

Die meisten Gebäude, wie das Great House, aber auch der Holly Tower, verwendeten Sandsteinquader, die mit den primitiven Steinwerkzeugen von den Indianern sorgsam so beschlagen wurden, dass sie ein einheitliches Wandgefüge ergaben. Die eher großen Sandstein-Ziegel hier im Hovenweep National Park sind typisch für den sogenannten Mesa-Verde-Baustil und unterscheiden sich deutlich vom in Arizona angewandten Chaco-Baustil mit seinen kleinen und schmalen Ziegeln. In diesen Ruinen im Keely Canyon lebten an die 150 Menschen, die zur Bestimmung von Jahreszeiten eine Art Sonnenuhr verwendeten. Diese Uhr bestand aus 3 große konzentrischen in den Fels gemeißelten Kreisen, die in der Mitte ein Felsloch aufwies, in das eine Stange gleich dem Zeiger gesteckt wurde. Zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche und der Sommersonnenwende erreichte der Schatten des Zeigers jeweils ein spezielle Position, woraus die Indianer die Jahreszeiten ablesen konnten.

Holly Tower, Keeley Canyon, Hovenweep National Park, Colorado

 

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