Als der deutsche Gelehrte Albertus Magnus, der sich im 13.Jahrhundert mit Arsenik beschäftigte, seine Gewinnung beschrieb, war Arsen bereits weit mehr als 1500 Jahre bekannt. So wissen wir aus den Schriften eines Hippokrates um die bereits in der Antike bekannte heilende Wirkung von Arsen, wie auch aus den Aufzeichnungen eines Paracelsus fast 2000 Jahre später um die Wirkung von Arsenik.

Bei uns im Alpenraum im Volksmund als „Hittrach“ oder auch „Hüttrauch“ bezeichnet, ensteht Arsenik bei der Röstung von arsenhaltigen Erzen. Das dabei frei werdende extrem giftiges Gas zeigt jedoch in geringen Dosierungen auch eine stimulierende oder leistungssteigernde Wirkung. So war es vor allem in der Steiermark unter Holzknechten, Jägern, Wilderern und wie in einem alten Buch beschrieben auch bei “Berufs-Raufern” sehr beliebt, Arsenik zu essen und wurde geschabt auf Butter, Speck und Brot genossen. Aber nicht nur die medizinischen Eigenschaften von Arsen standen im 16.Jahrhundert im Blickwinkel, Arsen wurde oft dem Blei beigemengt, um dieses leichter gießbar zu machen und es war die venezianische Glasindustrie, die Arsen verwendete, um Glas zu färben.

Gerade das Herzogtum Steiermark, aber auch das benachbarte Erzbistum Salzburg waren im 15. Und 16.Jahrhundert die Länder mit der ergiebigsten Hüttrauch-Produktion und an vielen Orten wurde Arsenik abgebaut. Die Mengen waren derart groß, dass es zu einem regelrechten Preisverfall kam, wodurch sich Kaiser Maximilian I. 1512 veranlasst sah, viele der Bergwerke schließen zu lassen, um dem Preisverfall entgegen zu wirken. Eines dieser Arsenik-Bergwerke befand sich im sogenannten Kothgraben an den Nordhängen der Hirschegger Alpe, das bereits weit vor dem Jahr 1500 Arsen förderte. Dieser Bergbau war von der Schließung betroffen, jedoch nach dem Tod Maximilians I. 1519 wurde diese Verordnung wieder aufgehoben und Abbau wurde weiter betrieben.

Untertage, Arsenik-Bergbau beim Samer im Kothgraben, Hirschegger Alpe, Steiermark

Wer heute aus dem oberen Murtal von Weißkirchen kommend hinauf zum „Salzstieglhaus“ fährt, passiert dieses alte Bergwerk, jedoch sind es nur mehr ganz wenige Menschen, die diese einstige reiche Produktionsstätte von „Hittrach“ kennen. Teilweise stark verwachsene Abraumhalden, zwei im 19.Jahrhundert wieder geöffnete Stollen, ein heute zum Jagdhaus umfunktioniertes Knappenhaus und die Reste eines ehemaligen vermutlich Röstöfens sind die letzten stummen Zeugen einer seltsamen anmutenden Vergangenheit.

 

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