Arbeiten im Archiv des Stiftes Rein, der ehemaigen Grundherrschaft von Stübing.

 

Der Steirische Museumsverband MUSIS bietet nun seit etwas mehr als 2 Jahren einen Lehrgang zum Regional- und Heimatforscher an, bei dem innerhalb eines Jahres geschichtlich interessierte Personen zu „Laien-Forschern“ werden. Als ich in einer Tageszeitung im Frühjahr 2021 über diese Ausbildung las, reifte in mir sofort der Wunsch diese Ausbildung zu machen. Bei mir, wie könnte es anders nicht sein, stand die historische Erforschung ehemaliger Bergwerke im Fokus, hat mich Bergbau bereits seit meiner Kindheit fasziniert. Nun fast 1 Jahr später, blicke ich auf eine sehr intensive Zeit des Lernens zurück, in der es sehr stark um Archiv-Recherche, um wissenschaftliches Schreiben, um archäologische Methoden oder auch um die alte Kurrent-Schrift ging. Besuche bei der Montanbehörde Süd, im Steiermärkischen Landesarchiv, im Archiv des Stiftes Rein oder auch im Österreichischen Staatsarchiv gepaart mit Gelände-Begehungen und meinen jahrelangen eigenen Beobachtungen flossen in eine Arbeit über den historischen Bergbau von Großstübing ein und brachten neue Erkenntnisse zu Tage, Dinge, die bislang unbekannt waren.

 

Grubenplan eines bislang unbekannten Stollens, in dem 1754 silberhältiges Bleierz abgebaut wurde. Quelle: Steiermärkisches Landesarchiv, Graz.

 

Auch das Rundherum um den Bergbau brachte viel Interessantes ans Tageslicht, wie die eigens unter dem großen Deutsch-Feistritzer Gewerken Heipl angestellten Holzarbeiter, die in den zum Bergbau gehörenden Wäldern Bäume fällten, um ausreichend Holz zur Grubenzimmerung zur Verfügung zu haben und um die Schmelzöfen mit Brennstoff zu versorgen.

Im Holzschlag von Neuhof arbeiteten 1 Holzmeister, 1 Meisterknecht, 3 Holzknechte und 2 Köhler, um Holz für die Bergwerke bereitzustellen. Quelle: Archiv der Stiftes Rein.

 

Als Ende des 19. Jahrhunderts der zwischenzeitlich still gelegte Bergbau wieder aufblühte, war es die Recherche in den alten Kirchenbüchern, die den bislang unbekannten Bergknappen Namen verliehen. Sie kamen teilweise von anderen Bergwerken aus der Monarchie und fanden in Großstübing nicht nur Arbeit, sondern auch den Partner fürs Leben.

 

Der noch mit 42 Jahren ledige Bergarbeiter des Schwefelkies-Bergbaus Großstübing Peter Preslauer heiratete am 1. November 1887 die ebenfalls 42-jährige Josefa Oberortner. Preslauer selbst stammte aus St. Leonhard in Kärnten, dem heutigen Bad St. Leonhard im Lavanttal, wo er im Eisen-Bergbau in der Loben oberhalb St. Leonhards arbeitete. Trauzeugen waren der Bauer und Bergarbeiter Andreas Prügger und der Besitzer des Bergwerks Jakob Ziebler. Quelle: Trauungsbuch der Pfarre Großstübing.

 

Um die Bewetterung (Belüftung) des ehemaligen Schwefelkiesbergbaus von Großstübing zu verbessern, wurden Wetterschächte abgeteuft. Eine erste Skizze aus dem Jahr 1918. Quelle: Montanbehörde Süd, Leoben

 

Ich durfte während der Ausbildung und der anschließenden Abschlussarbeit viele neue und interessante Leute kennenlernen, sowie viel Neues, was meinen Blickwinkel auf die Geschichte alter Bergbaue erweiterte. Es ist aber nicht nur das Entdecken alter Grubenanlagen und das Erforschen ihrer Geschichte, sondern auch die Faszination Dokumente in der Hand zu halten, die Personen vor 300 oder 400 Jahren geschrieben haben. Und darüber hinaus ergänzen sich  geschichtliche Forschung und Fotografie.

Und all diejenigen, die sich für lokale Geschichte oder Geschichte der eigenen Familie interessieren, denen sei diese Ausbildung zum Regional- und Heimatforscher ans Herz gelegt. Ich kann sie nur jedem empfehlen (www.musis.at).

 

Inhalt und Foto: copyright by kunzfeld & kunzfeld photography