Der montanhistorische Schaupfad im Walchental bei Öblarn im Ennstal ist einzigartig, zeigt er eine fast zur Gänze erhaltene barocke Aufbereitungs- und Schmelzanlage. Dieser einstige Bergbau von Öblarn baute in erster Linie Kupfer- und Silbererze ab und wir wissen heute, auf Grund alter Dokumente aus dem Archiv des Benediktiner Stifts von Admont, dass die Anfänge des Bergbaus in der Mitte des 16. Jahrhunderts liegen. Die Hochblüte des Bergbaus begann, als Johann Adam Stampfer, ein Gewerke aus Vordernberg und Betreiber des heute nicht mehr existenten Radwerks 2 in Vordernberg 1666 den Bergbau im Walchental kaufte. Stampfer war ein weitblickender Mann, forschte und investierte in die Verbesserung des Schmelzprozesses und war sicher eine der führenden Persönlichkeit im Bergbau zu seiner Zeit. Dies wurde sogar am Hof in Wien bemerkt und der Gewerke Stampfer wurde von Kaiser Leopold I. 1684 geadelt¹ und durfte ab dieser Zeit den Namen Stampfer von Walchenberg tragen.

 

Röstofen, Kupferweg, Walchen bei Öblarn

 

Schwefelfänge, Röstofen, Kupferweg, Walchen bei Öblarn

Eine der Errungenschaften Stampfers war ein optimierter Röstofen oder Röststadl, in dem das sulfidische Erz unter Hitze über 20 Wochen thermisch behandelt wurde und der entstandene gasförmige Schwefel im Gegensatz zu herkömmlichen Röstöfen während des Röstvorgangs in und durch spezielle Schwefelfänge und Kammern im Röstofen geleitet wurde². Auf Grund der Länge dieser Schwefelfänge und Schwefelkammern, die hin bis zur Außenwand des Röstofen reichten, sublimierte der Schwefel und konnte nach dem abgeschlossenen Röstvorgang entnommen werden. Dadurch erhielt man nicht nur das notwendige oxidiertes Erz für die Schmelzöfen, sondern auch reinen Schwefel, den man ebenso weiter verarbeiten konnte. Darüber hinaus war die Belastung der Umwelt auf Grund des geringeren Anteils an entweichendem Schwefeldioxid geringer, wenngleich sie immer noch sehr hoch war.

 

Röstofen mit den Auslässen der Schwefelfänge (links), Kupferweg, Walchen bei Öblarn

 

Schwefelfänge, Röstofen, Kupferweg, Walchen bei Öblarn

 

In der Walchen existierten 3 dieser Röstöfen, die zyklisch arbeiteten. Während ein Ofen arbeitete, wurde ein weiterer Ofen befüllt und ein dritter Ofen enthielt bereits fertig oxidiertes Erz und Schwefel und wurde während dessen entleert. 1998 begann man die über Jahrhunderte hinweg verfallende Anlage zu restaurieren und einen der Röstöfen oder auch „Steirischen Stadeln“ zu rekonstruieren und wieder aufzubauen ( Öblarner Kupferweg ). Dieser Röstofen konnte zwischen 390 und 560 Tonnen Erz fassen und lieferte nach dem Röstvorgang ungefähr ein halbes Prozent an reinem Schwefel, der in Stangenform oder Ziegelform gegossen wurde. Er wurde dann an Fabriken zur Erzeugung von Schwefelsäure und zur Herstellung von Schießpulver verkauft, da der Bedarf an Schießpulver zu dieser Zeit sehr hoch war, musste sich das Habsburger Reich gegen die immer wieder einfallenden Türken verteidigen.

Als wir den Röststadel fotografierten war es Winter und es lag bereits einiges an Schnee. Üblicherweise werden derartige Aufnahmen von montanhistorischen Anlagen in der warmem Jahreszeit gemacht, wenn es rundherum grün ist. Aufnahmen mit Schnee sind eher die Seltenheit, zeigen sie jedoch vielmehr die Abgeschiedenheit solcher Anlagen in den hintersten Tälern des Gebirges und die, wie in Watte gehüllte Ruhe. Herausforderung für solche Aufnahmen sind die Kälte und damit die kürze Energiebereitstellung der Akkus. Geladene Reserve-Akkus sollen daher auch nicht in einen Rucksack gepackt werden, sondern gehören in die Hosentasche gesteckt, wo sie warm gehalten werden. Nicht vergessen sollten Fotografen, die im Winter unterwegs sind, dass Zufahrtsstraßen nicht mehr befahrbar sein können und Zeiten für Zustiege sich um ein Vielfaches verlängern können.

Eisige Schneepiste durch das 7 Kilometer lange Walchental vorbei an den alten Schmelzanlagen und dem Berghaus zum Schwefelofen oder Steirischem Stadl:


¹ RIEDER, Franz Ferdinand: Stampfer, Erhebung Johann Adam, Radmeister in Vordernberg in den Adelsstand, Österreichisches Staatsarchiv, Signatur: AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 937.14, 1684


² KÖSTLER, Hans Jörg: Der „Schwefelofen“ in der Walchen bei Öblarn (Steiermark) – Eine montangeschichtliche Kostbarkeit, res montanarum, Heft 37, 2006.

 

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