Farbe ist im Spiel

Österreich ist, was die Farben und das Design von Team-Jerseys im American Football anbelangt als sehr konservativ zu betrachten, verwenden doch sehr viele Mannschaften in der Austrian Football Ligue (AFL) sehr gedeckte Farben. Und so hat man oftmals den Eindruck, dass nicht zwei konkurrierende Teams am Spielfeld sind, sondern die Offense einer Mannschaft gegen die eigene Defense spielt, so ähnlich wirken manchmal die Jerseys für viele Betrachter. Für uns Fotografen bedeutet dies, dass Bilder viel weniger aufregend sind und eine mögliche Farbenvielfalt eher einer Schwarz-Weiß-Aufnahme gleich kommt. Es gibt aber auch Ausnahmen, was das Farbenspiel am „Football Field“ betrifft.

Als am 1. April dieses Jahres die neue AFL-Spielsaison startete, spielten die Graz Giants auswärts in Telfs in Tirol gegen das Team der Telfs Patriots. Die unter euch, die auch regelmäßig die Amerikanische NFL verfolgen, werden die New England Patriots mit ihren blau-weiß-roten Jerseys kennen, wobei dort die Blau-Töne dominieren. Die Telfs Patriots verwenden hingegen sehr stark rot dominierte Jerseys, was Farb-psychologisch einer Gefahr gleichzusetzen ist. Vielleicht ein Schachzug, um das Unterbewusstsein der Gegner anzusprechen und diesen zu verdeutlichen, wer der Herr am Spielfeld ist. Die Giants mussten leider letztes Jahr eine empfindliche Niederlage einstecken, die aber sicher nicht farb-psychologisch zu begründen war. Diese Siegesgewissheit der Patriots und ihrer Fans konnte man auch dieses Jahr vor Spielbeginn aus den Gesichtern der Spieler und der kindlichen Cheerleader ablesen. Auch die Besucher feierten bereits schon vor dem Kick-Off. Als die Patriots nach 2 Spielzügen und wenigen Sekunden auf der Game-Clock bereits 0:7 zurück lagen und mit 0:28 zur Halbzeit in die Kabinen gingen, kehrte Ruhe unter den Zuschauern ein, die Köpfe hingen von den Schultern und aus den Kehlen der frechen kleinen Cheers an der Sideline kam nur mehr schwaches Gekrächze. Für uns Fotografen war dieses Football-Spiel, bei dem rot-rot gegen weiß-blau spielte, ein Fest der Farben.

 

 

 

Ein weiteres Farbspektakel war das Auswärtsspiel der Graz Giants gegen die Salzburg Ducks am 30. April in Salzburg. Jerseys in einem hellen und intensiven Apfelgrün, verziert mit einem dunkelgrünem angedeuteten Federnkranz auf den Schultern und gelben Nummern auf den Jerseys sind sicher einmalig in der AFL, wenn nicht sogar in der gesamten Footballwelt. Von vielen Personen als „grauslich“ bezeichnet, finden wir die Farbkombination eine Wucht, lassen sich farblich doch tolle Aufnahmen machen. Interessant sind die weißen Hosen mit ihren grünen Streifen auf der Seite, die die Heimdressen zieren, denn bedenkt man, dass Salzburg die „Hauptstadt des Regens“ ist und der Platz in Salzburg gerne im Morast versinkt, werden die Dressen nach dem Spiel von apfelgrün-weiß zu apfelgrün-braunschwarz und manche erdfarbenen Stellen in Bereich des Gesäßes der Spieler, lassen an andere Dinge denken. Scheint jedoch die Sonne, so gleichen die Jerseys dann fast dem Rasen des Spielfeldes und die Spieler verschwinden aus dem sichtbaren Bereich gleich einem Chamäleon. Hier gilt es als Fotograf eine tiefe Position einzunehmen, um die violetten Wandbereiches des Stadions als Kontrast auszunutzen.

 

 

 

 

Zum ersten Heimspiel der Graz Giants, durfte unsere Mannschaft den ältesten Gegner, die Vienna Vikings, in Graz begrüßen, was bedeutete, dass blau-blau auf weiß-violett traf und bei schlechtem Licht dieses Szenario einem grau-grau gegen weiß-grau gleicht. Bildtechnisch kann hier nur die Athletik zählen, denn farbtechnisch sind solche Bilder eintönig, außer die weißen Jerseys der Auswärtsmannschaft sind mit Gras und Erde farbtechnisch „aufgewertet“. Interessant bei den Vikings ist das Team-Logo. Es ist der allseits bekannte Wikinger mit seinen goldgelben Haaren, dem violetten Helm mit seinen markanten Hörnern. Wir kennen diese Darstellungen von der NFL-Mannschaft, den Minnesota Vikings und von den Cartoons wie Wiki und die starken Männer oder auch Asterix und Obelix. Was aber die wenigsten wissen ist, woher diese Darstellung eines Wikingers kommt. Aus archäologischen Funden wissen wir nämlich, dass die Wikinger auf ihren Helmen keine Hörner hatten und wir diese Darstellung nur Richard Wagner verdanken, der bei seiner Uraufführung des Rings der Nibelungen den Helmen die Hörner verpasste, um die Krieger bedrohlicher aussehen zu lassen. So glaubt die Menschheit seither, dass Wikinger auf den Helmen Hörner hatten, wie sie auch glauben dass Sushi roher Fisch bedeutet – dies ist aber eine andere Geschichte.

 

 

 

 

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