Das Bergbaugebiet von Lavrio mit seinen vielen Bergwerken erstreckt sich über ein riesiges Gebiet und die, untertage teilweise in Verbindung stehenden, Grubengebäude machen das riesige Bergbaurevier für „Unwissende“ zu einem Labyrinth. Das hat zur Folge, wer sich in dieser Fülle von Strecken, Schächten, Gesenken, Aufbrüchen und Abbauen nicht auskennt, der ist im Prinzip hoffnungslos verloren und jegliche Befahrung der Gruben kann für Fotografen, aber auch für Sammler von Mineralien in einem Disaster enden. Als jedoch die Bergbaue in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts heimgesagt worden sind, waren es einige lokale Sammler und ehemalige Bergarbeiter, die die Gruben aufgrund ihrer Kenntnisse befuhren und die hochwertigsten Mineralstufen zu Tage förderten.
Da wir selbst keine Kenntnis von diesem unterirdischen Labyrinth der untereinander in Verbindung stehenden Gruben von Kamariza, Plaka und Vilia besitzen, Grubenkarten schwer zu bekommen sind, wir trotzdem einen ersten Eindruck von den Bergbauen und ihren Mineralreichtum gewinnen wollten, haben wir einige der kleinen Bergbaue im Bereich des Kap Sounion besucht, die nicht Teil des gigantischen Labyrinths sind. Hier galt unser Fokus der Pefka Mine und der Barbara Mine, die in der Literatur lange Zeit fälschlich verwechselt worden sind.
Beeindruckend bei der Pefka Mine ist der Ausblick, den man genießt, wenn man auf der Haldenkrone steht, denn genau gegenüber ist es der imposante Poseidon Tempel. Dieser Tempel lockt zu jeder Jahreszeit Massen von Touristen an und am Abend, wenn die Sonne untergeht, sieht man Trauben von Menschen dort stehen, die ihre Selfie-Übungen in Richtung der untergehenden Sonne machen.
Die Pefka Mine ist in der Literatur manchmal etwas schwierig zu finden, waren es lokale Mineraliensammler, die dem Bergbau den Namen Russia Mine verliehen. Grund dafür waren Russen, die einst in diesem Bergbau arbeiteten. Bekannt wurden die Pefka bzw. Russia Mine und auch die knapp darüber liegende Barbara Mine unter Sammlern durch ihren Reichtum an farbigen Kupfer- und Zinkoxidationsmineralien und dem Auftreten eines extrem seltenen Blei-Kupfer-Chromates mit dem Namen Fornazit. Die Stollen sind auch heute noch gut befahrbar und im Gegensatz zu unseren alpinen Bergbauen komplett trocken. Und auch die Temperaturen untertage gleichen denen im Freien und lagen dieses Jahr im Oktober immer noch im Bereich um die 30 Grad, was jede Befahrung zu einem schweißtreibenden Unterfangen macht.
Der Mineralreichtum in diesen alten Bergbauen ist relativ hoch, obgleich die außergewöhnlichen Funde der Vergangenheit angehören. Beschränkt man sich auf Kleinstufen und sogenannte Micromounts, so läßt sich in den Stollen und auf den Halden immer noch etwas finden. Die Pefka oder auch Russia Mine war bekannt für kugeligen Rosasit, einem eher seltenen Kupferoxidationsmineral (chem.: CuZn(CO3)(OH)2). Der Name „Rosasit“ leitet sich vom Namen der „miniera di Rosas“ ab, einem Bergbau auf Sardinien, wo dieses Mineral im Jahr 1904 erstmals gefunden und vom Mineralogen Domenico Lovisato analysiert und beschrieben wurde.
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