Wenn wir einen Gegenstand fotografieren möchten, der vom Vordergrund bis in den entferntesten Hintergrund scharf sein soll, dann ist es die gewählte fotografische Blende, die die durchgehende Schärfe bestimmt. Und die unter euch, die sich mit Fotografie auseinandersetzen, die wissen, dass desto kleiner die gewählte Blendenöffnung ist, desto größer der Bereich der Schärfe ist. Dabei sprechen wir von der sogenannten Schärfentiefe. Diese Schärfentiefe hat jedoch ihre Grenzen und beim Fotografieren eines zum Beispiel sehr langen Gegenstandes kann es schon vorkommen, dass trotz einer gewählten kleinen Blende, doch nicht alles scharf ist.
Gibt es für den Fall, dass Teilbereiche des Bildes unscharf sind eine Abhilfe?
Ja, es gibt Abhilfe und diese ist eigentlich sehr einfach. Als Abhilfe werden beispielsweise 3 Aufnahmen gemacht, wobei einmal auf den Vordergrund scharf gestellt wird, dann auf die Mitte des Objektes und weiteres Mal auf den entferntesten Teil des Objektes. In Photoshop werden anschließend die jeweils scharfen Bereiche dieser 3 aufgenommenen Bilder überblendet und zu einem durchgehend scharfen Bild verbunden. Diese Methode des „Fokus Stackings“ ist weit verbreitet und wird vor allem in der Produktfotografie verwendet, wenn es um technische Dokumentationen geht, in der Makrofotografie, auf Grund der geringen Schärfentiefe von Makroobjektiven, aber auch gerne in der Architekturfotografie und immer öfter in der Landschaftsfotografie.
Was benötigt man dazu?
Neben der Kamera erfordert es ein Stativ, um mehrere Bilder mit denselben Bildausschnitten zu erhalten, die nicht verwackelt sind. Dann benötigt man Adobe Lightroom zum Ausarbeiten der Bild-Rohdateien und Adobe Photoshop zum Überblenden der Bilder.
Wie geht man vor?
SCHRITT 1
Die Kamera wird auch das Stativ montiert, der Kabelauslöser wird angeschlossen und die Kamera wird auf das Motiv ausgerichtet und der gewünschte Bildausschnitt wird festgelegt. Sowohl Kamera als auch Stativ dürfen ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verschoben werden, um deckungsgleiche Bildausschnitte zu erhalten!
Sollte das Objektiv einen Bildstabilisator haben, dann sollte dieser jetzt ausgeschaltet werden (in der Regel ein Schalter am Objektiv). Weiters empfehlen wir auch den Autofokus auszuschalten und manuell zu fokussieren, denn so kann weitaus besser auf den Vordergrund, auf die Bildmitte und wenn nötig auf den Hintergrund fokussiert werden. Während des Fokussierens sollte man allerdings auf die Stativbeine achten, denn nur zu gerne stößt man an diese und verändert dadurch die Kameraposition. Und um auch die Belichtung der Aufnahmen ident zu halten, sollte diese im manuellen Modus erfolgen, wobei wir eine Blende zwischen 8 bis maximal 16 empfehlen, sowie eine ISO Empfindlich von 100. Die daraus resultierenden eventuellen langen Belichtungszeiten sind unkritisch, da die Kamera am Stativ steht und ein Verwackeln damit nicht möglich ist.
SCHRITT 2:
Als nächstes bearbeitet man die beispielsweise 3 Bilder (wir fotografieren ausschließlich RAW-Format) in Adobe Lightroom mit den identen Einstellungen und verwendet dabei seine eigenen Vorgaben. Ist man damit fertig, empfielt es sich die beispielsweise 3 Aufnahmen entweder als PSD- oder als TIFF-Datei mit einer Auflösung von 300 DPI und mit maximaler Bildgrößezu zu exportieren, um sie später in Adobe Photoshop laden zu können.
SCHRITT 3:
Jetzt geht es ins „Eingemachte“ und die Bilder werden in Adobe Photoshop geladen. Dazu nutzen wir die Funktion „in den Stapel laden“, die wir im Menü „Datei“ unter dem Punkt „Skripten“ finden. Dort selektiert man die für das Fokus Stacking vorbereiteten beispielsweise 3 Bilder, die Photoshop jeweils als eine eigene Ebene lädt. Im nächsten Schritt werden die geladenen Ebenen per Mausklick selektiert und pixelgenau zueinander ausgerichtet. Diese Ausrichtungsvorgang ist notwendig, denn durch das Fokussieren auf den Vordergrund, die Bildmitte und den Hintergrund, gibt mechanische Verschiebungen in der Optik, die minimale Änderungen der Bildgröße mit sich bringen. Dieses Ausrichten erfolgt mit der Funktion „Ebenen automatisch ausrichten“, die man unter dem Menüpunkt „Bearbeiten“ findet. Das Ausrichten der Ebenen zueinander kann etwas Zeit in Anspruch nehmen und ist von der Größe der Bilder und von der Rechnerleistung abhängig. Das Laden von 3 Ebenen (Bilder) und das anschließend Ausrichten dauert üblicherweise zwischen 10 und 20 Sekunden.
Nachdem die Bilder zueinander ausgerichtet worden sind, werden sie überblendet. Dazu wählt man die Funktion „Ebenen automatisch überblenden“, die sich ebenfalls unter dem Menüpunkt „Bearbeiten“ befindet. Auch das „Überblenden“ kann einiges an Zeit in Anspruch nehmen und Photoshop zeigt am Ende des Vorganges an, welche Bildteile von welchem Bild verwendet wurden.
Nachdem man zu aller letzt nach dem „Überblenden“ die beispielsweise 3 Ebenen auf eine Ebene reduziert hat, erhält man ein durchgehend scharfes Bild, das man als PSD-Datei oder TIFF-Datei abspeichert und anschließend wieder in Adobe Lightroom zur finalen Bearbeitung lädt.
Wir wenden Focus Stacking in vielen Bereichen an. Teilweise sind es nur 2 oder 3 Aufnahmen, im Bereich der Macrofotografie können es schon bis zu 10 Aufnahmen werden. Voraussetzung für ein Focus Stacking mit mehr als 5 Aufnahmen ist ein Rechner mit einer hohen Rechnerleistung und einem großen Arbeitsspeicher.
Hier einige Beispiele von Bildern, bei denen Fokus Stacking angewendet worden ist:
Inhalt und Foto: copyright by kunzfeld & kunzfeld photography