Die Überreste der antiken Stadt Sikyon liegen nur circa 20 Kilometer vom antiken Korinth entfernt. Sikyon war eher eine kleine Polis, stand es nicht im Mittelpunkt wie Athen, Theben oder Korinth. Sikyon erlebte allerdings einen Aufschwung, nachdem die Römer 146 v. Chr. Korinth zerstörten und aus diesem Grund die isthmischen Spiele für etwas mehr als 100 Jahre in Sikyon ausgetragen wurden. Davon zeugt heute noch das einstige Stadion.

 

Plan der archäologischen Ausgrabung von Sikyon

 

Reste des Stadions von Sikyon

 

Als der griechische Reisende Pausanias Sikyon um 160 n. Chr. besuchte, fand er die Stadt zum größten Teil in Ruinen vor, hatte ein Erdbeben die Stadt 140 n. Chr. zerstört. Trotz alle dem konnte er noch einige Teile besichtigen. So beschreibt Pausanias, dass im Bereich der Akropolis von Sikyon ein Tempel der Tyche stand, der griechischen Göttin des Schicksals, der Fügung und des Glücks. Daneben soll sich laut Pausanias noch ein Tempel der Dioskuren befunden haben, den Söhnen des Zeus. Heute sind beide verschwunden, ist dieser Teil der einstigen Stadt heute ein Olivenhain.

 

Betritt man die Agora, so befand sich dort im Freien eine Bronzestatue des Zeus, sowie eine vergoldete Darstellung der Artemis. Die Statue des Zeus stammte vom Erzgießer Lysippos aus Sikyon. Der nördlich davon liegende Tempel des Apollon war eingestürzt und das Holz der Ausleger lag herum.

Artemis-Tempel: Artemis war die Göttin des Mondes, der Jagd und der wilden Tiere. Sie war die Erstgeborene der Zwillinge von Letó und Zeus. Ihr Bruder war Apollon. Sie war auch die Beschützerin aller Neugeborenen – sowohl Kinder als auch Tiere.

 

Neben den Resten des Tempels der Artemis befindet sich am Rande der Agora das einstige Gymnasion, der Ort, an dem sich die Athleten vorbereiteten und trainierten. Dieses war auf 2 Terrassen angelegt.

 

Reste des Gymnasions (römischer Teil)

 

 

Sehr gut erhaltener einstiger Brunnen im Bereich des Gymnasions

 

Brunnen aus dem Bereich des Gymnasions. Deutlich sind noch die 3 Zuleitungen für das Wasser zu erkennen.

 

Säule mit Ionischem Kapitell, die sich einst im Bereich des Gymnasions befand

 

Im Bereich des Gymnasions

 

Im Bereich des Bouleuterions, die antike Art des Rathauses

 

Auf dem gesamten Geländer der archäologischen Ausgrabung finden sich laufend Tonscherben

 

 

Sikyon war im 4. und im 3. Jahrhundert v. Chr. ein Zentrum der sogenannten Erzgießer. Einer dieser Erzgießer war der damals berühmte Polyklet aus Argos, der in Sikyon lebte und auch dort seine Werke schuf. Polyklet oder Polýkleitos (altgriechisch Πολύκλειτος), der „Vielberühmte“, dürfte um 480 v. Chr. in Argos geboren sein und gegen Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. verstorben sein. Genaue Daten über seinen Tod gibt es nicht, wie auch außer der Darstellung zweier Basen in Olympia keines seiner Bronzegusswerke erhalten geblieben ist. Lediglich Kopien aus Marmor existieren noch. Die meisten Werke schuf er im Zeitraum zwischen 460 und 420 v. Chr. Eines seiner Werke war beispielsweise die Darstellung Heras im Heraion von Argos. Ein weiterer Berühmter Erzgießer aus Sikyon war der bereits eingangs erwähnte Lysippos (griechisch Λύσιππος), der um 400 v. Chr. in Sikyon geboren wurde. Er war ähnlich wie Polyklet auch klassischer Bildhauer. Er fertigte klassische Statuen für den gesamten griechischen Raum an und eines seiner Werke war beispielsweise die Darstellung des Zeus auf der Agora von Sikyon. Lysippos war darüber hinaus der einzige Bildhauer, der Alexander den Großen protraitieren durfte.

 

Darstellung eines Athleten. Die Arbeit stammt aus der Schule des Lysippos aus Sikyon (4. Jhd. v. Chr.). Archäologisches Museum Venedig

 

Römische Kopie der Darstellung des Dionysos nach einem Original des Bildhauers Lysippos aus Sikyon (4. Jhd. v. Chr.). Archäologisches Museum Venedig.

 

Bronze war zu einer Zeit eines Polyklet oder eines Lysippos ein gefragter Werkstoff, was vor allem Kunstwerke betraf. Und es war an den Erzgießern selbst, Kupfer und Zinn im entsprechenden Verhältnis zu verschmelzen, wobei sie zu dieser Zeit Kupfer aus Zypern oder von der Insel Thaos nahe Chalkidike bezogen. Zinn kam, wie bereits Jahrhunderte davor mit großer Sicherheit aus den Bergwerken von Cornwall oder von den, vor England liegenden, Kassiteriden. Ein in der Nähe von Uluburun an der heute türkischen Schwarzmeerküste gefundenes phönizisches Handelsschiff enthielt Zinnbarren, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus Südengland stammten.

 

Aus Bronze gefertigter Spiegel mit einem Durchmesser von ungefähr 10 Zentimetern

 

Wer Sikyon besucht, der sollte auf alle Fälle das angeschlossene archäologische Museum besuchen. Dieses Museum ist in den Ruinen des ehemaligen Römischen Bades errichtet worden. Eine kleine, aber feine Sammlung mit unversehrten Funden aus der antiken Stadt Sikyon und aus der circa 40 Kilometer entfernten Petsia-Höhle.

 

Keramik-Artefakte aus Sikyon

 

2 Vasen: links mit dem Motiv eines Mannes und rechts einer Frau vor einem Altar

 

 

 

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