Die Belichtung bei einer jeden Fotokamera, unabhängig vom Hersteller, wird durch 3 Mechanismen gesteuert und für den Fotografen gilt es diese 3 Mechanismen zu verstehen und so anzuwenden, dass eine Aufnahme korrekt belichtet ist und die Schärfe des Bildes die gewünschte Tiefe hat.
Die Blende
Die Blende sitzt üblicherweise im Objektiv der Kamera und ist eine in der Kamera verstellbare Öffnung mit deren Hilfe die Lichtmenge, die auf den Sensor (früher Film) trifft, gesteuert wird. Die eingestellte Blende wird durch eine dimensionslose Zahl beschrieben. Ihre Werte liegen typischerweise zwischen 1,4 und 32 bei Kleinbildkameras, wobei gilt, dass eine Blende mit einer kleinen Zahl (z. B.: 1,4 oder 2,8) eine große Blendenöffnung bedeutet und eine Blende mit einer großen Zahl (z.B.: 16) eine kleine Öffnung bedeutet. Dies hat zur Folge, dass bei einer kleinen Blende (z.B.: 16) wenig Licht auf den Sensor trifft und bei einer Blende mit einer großen Öffnung (z.B.: 2,8) viel Licht auf den Sensor trifft.
Welche Aussage steht hinter der Blendenzahl?
Die Blendenzahl ist Teil einer gesamten Reihe (Blendenreihe) und von jedem Blendenwert zum nächsten Wert dieser Reihe wird die Lichtmenge um die Hälfte verringert oder in entgegengesetzter Richtung verdoppelt.
Anmerkung: Zwischen den einzelnen Werten der Blendenreihe bieten moderne Kameras noch eine Drittelunterteilung der Blendenwerte. Weiters ist eine Blende 1 bautchnisch im Objektiv nicht möglich.
Eine Beispielhafte Annahme: wir haben für ein Foto eine Blende 8 eingestellt und haben dabei eine korrekte Belichtung erzielt. Ändern wir nun die Blende 8 auf Blende 11 und behalten wir alle anderen Einstellungen bei, so wird die Aufnahme jetzt unterbelichtet sein, da wir nur halb so viel Licht auf den Sensor gelassen haben. Ändern wir die Blende von 8 auf 5,6, so wird die Aufnahme überbelichtet sein, da wir doppelt so viel Licht auf den Sensor gelassen haben.
Weiterer Hinweis zur Blendenzahl: die Angabe einer Blendenzahl mit dem Wert 8 ist ein quasi umgangssprachlicher Ausdruck. Physikalisch richtig müsste es eigentlich 1/8 heißen, denn der Blendenwert beschreibt den Radius der Blendenöffnung in Bezug zur physikalisch maximalen Blende von 1. Rechnerisch steht im Hintergrund die Formel für die Fläche eines Kreises (r2π), die von einem Wert zum nächsten halbiert oder verdoppelt wird. Dies erklärt auch die scheinbar „krummen“ Zahlen der Blendenreihe.
Blende hat Einfluss auf die Schärfe der Aufnahme
Die Blende steuert nicht nur die Lichtmenge, sondern sie steuert auch Schärfentiefe. Die Schärfentiefe beschreibt von wo bis wohin die Aufnahme scharf ist. Dabei gilt: ein kleiner Blendenwert (z.B.: 1,4) erzeugt eine sehr geringe Schärfentiefe, ein großer Blendenwert (z.B.: 16) eine große Schärfentiefe. Kleine Blendenwerte mit geringer Schärfentiefe werde gerne in der Portraitfotografie eingesetzt, um den Hintergrund unscharf werden zu lassen. Große Blendenwerte finden wir oft in der Landschafts-, Makro- und Architekturfotografie um eine durchgehende Schärfe im Bild zu erzeugen. Dabei gilt zu beachten, dass es ab Blendenwerten von über 16 zu Beugungsunschärfe im Bild kommen kann, wodurch gerade in der Landschaftsfotografie und in der Architekturfotografie eher selten Einstellungen Blenden über 16 Anwendung finden.
Die Verschlusszeit
Der Verschluss ist ein Mechanismus in der Kamera, der den Lichtstrahl, der auf den Sensor trifft, frei gibt. Der Verschluss sitzt unmittelbar vor dem Sensor. Die Verschlusszeit ist demnach der Zeitraum in der das Licht, dass durch die Blendenöffnung eintritt gesteuert wird. Typische Verschlusszeiten sind beispielsweise 1/125 Sekunden. Ähnlich zur Blendenreihe gibt es auch eine Reihe der Verschlusszeit und auch hier gilt ein Verdoppeln und ein Halbieren der Lichtmenge, wie bei der Blendenreihe.
Sekunden
1
1/2
1/4
1/8
1/15
1/30
1/60
1/125
1/250
1/500
1/1000
u.s.w.
Auch die Dauer der Verschlusszeit kann eine Auswirkung auf die Schärfe des Bildes haben. Fotografieren wir mit Verschlusszeiten von 1/60 Sekunde und länger aus der Hand, so werden wir diese Bilder verwackeln, auch wenn wir noch eine so ruhige Hand haben. Aus diesem Grund werden Aufnahmen mit längeren Verschlusszeiten vom Stativ fotografiert.
Der ISO-Wert
Die unter uns, die noch analog fotografiert haben werden wissen, dass es früher Filme mit unterschiedlicher Empfindlichkeit gegeben hat. So gab es Filme, die für das Tageslicht gemacht waren und es gab Filme mit einer hohen Empfindlichkeit, die für Nachtaufnahmen gemacht waren. Letztere waren sehr grobkörnig und Bilder sahen körnig aus. Die Empfindlichkeit dieser Filme wurden mit dem ASA–Wert beschrieben. Heute, wo es quasi nur mehr Fotosensoren gibt, können wir den Sensor für die gewünschte Empfindlichkeit einstellen. Dabei werden die Signalverstärker, die hinter den Photoelementen sitzen aufgedreht. Diese Steuerung erfolgt in der Kamera über den ISO-Wert und er entspricht im Prinzip dem alten ASA-Wert. Eine geringe Signalverstärkung ist durch den ISO-Wert von 100 definiert, eine hohe Signalverstärkung durch einen Wert von beispielsweise 12800 und höher. Und so wie es auch bei den alten Filmen war, Bilder, die mit einem hohen ISO-Wert aufgenommen, da es während der Aufnahme bereits sehr dunkel war, haben ebenfalls ein körniges Erscheinungsbild, was jedoch vom Signalrauschen durch den stark aufgedrehten Regler entsteht. Und auch hier gibt es eine eigene Reihe von ISO-Werten, wie bei der Blende und der Verschlusszeit:
ISO
100
200
400
800
1600
3200
6400
12800
u.s.w.
Und auch hier gilt gleich wie bei Blende und Verschlusszeit die Regel: erhöhen wir den ISO-Wert von 200 auf 400, so verdoppeln wir das „Äquivalent“ zur Lichtmenge, als würden wir die Blende von 8 auf 5,6 stellen. Reduzieren wir den ISO-Wert von 200 auf 100, so halbieren die „äquivalente“ Lichtmenge, als würden wir von Blende 8 auf Blende 11 gehen.
Anmerkung: ISO-Werte zwischen 100 und 400 zeigen in der Regel gar kein Signalrauschen und können in der Landschaftsfotografie und in der Architekturfotografie bedenkenlos eingesetzt werden.
Wie weiß ich, ob richtig belichtet worden ist?
Jeder moderne Kamera bietet heute die Möglichkeit ein Helligkeits-Histogramm dazustellen. Dieses Histogramm zeigt sofort, ob korrekt belichtet worden ist. Dabei beschreibt die X-Achse des Histogramms die Helligkeitsstufen von dunkel (links) bis hell (rechts) und die y-Achse die Häufigkeit der Helligkeitswerte. Ist das Diagramm sehr linkslastig, so ist das Bild unterbelichtet, ist es rechtslastig, so ist es überbelichtet. Reißt die Kurve links nach oben aus, so sind dunkle Bildteile vorhanden, die keinerlei Zeichnung haben („abgesoffen“), reißt die Kurve rechts nach oben aus, dann haben helle Bildteile keine Zeichnung mehr. Das betrifft oft den Himmel bei Landschaftsaufnahmen. Diese „ausgerissenen“ Bildteile können auch mit Photoshop nicht mehr repariert werden.
Das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert
Beispiel zum Verständnis
Die korrekte Belichtung für eine Landschaftsaufnahme wäre beispielsweise Blende 8 bei 1/125 Sekunden Verschlusszeit und einem ISO-Wert von 100. Bei genauer Betrachtung des Bildes stellt sich jedoch heraus, dass das Bild nicht durchgehend scharf ist. Um das Bild scharf zu bekommen ist es notwendig die Blende von 8 auf 16 zu verkleinern. Würden wir alle anderen Werte beibehalten, so würde das Bild hoffnungslos unterbelichtet sein, da wir 2-mal die Lichtmenge halbiert haben (Blende 8 auf 11 und Blende 11 auf 16). Um trotzdem korrekt zu belichten, gibt es nun 2 Möglichkeiten:
Möglichkeit 1 ist, den ISO-Wert von 100 auf 400 zu erhöhen. Damit würden wir quasi wieder unseren Ausgangwert in der Belichtung erreichen.
Möglichkeit 2 ist, die Verschlusszeit um 2 Stufen zu verlängern und zwar von 1/125 auf 1/60 Sekunden und von 1/60 auf 1/30 Sekunden. Jetzt würde die Belichtung zwar passen, jedoch können wir bei 1/30 Sekunden bereits verwackeln. Aus diesem Grund würden wir hier die Kamera auf ein Stativ stellen, um Verwackeln auszuschließen.
Im Fall von Landschaftsfotografie und Architekturfotografie würde man in Regel immer die Möglichkeit 2 wählen, denn eine Erhöhung des ISO-Wertes kann immer kritisch sein. Dies ist auch ein Grund, warum Landschafts- und Architekturfotografie fast ausschließlich vom Stativ fotografiert werden.