In diesem Kapitel unseres Tutorials geht es um Filter, die in der modernen Digitalfotografie Anwendung finden.

 

Polarisationsfilter

Viele von uns kennen die Situation, dass wenn wir im Urlaub eine Bild vom Sandstrand mit dem Meer dahinter machen, dass es auf den kleinen Wellen des Meeres hunderte von Lichtreflexionen gibt. Diese Lichtreflexionen und Spiegelungen wirken oft sehr störend und auch wenn man Experte in der Bildbearbeitung mit Photoshop ist, diese Reflexionen und Spiegelungen lassen sich nicht eliminieren. Hier kommt jetzt der Polarisationsfilter zum Einsatz, denn er ist die einzige Abhilfe, die in solchen Situationen gibt. Er lässt nämlich bei richtiger Handhabung die störenden Lichtreflexe, wie mit Geisterhand verschwinden, bevor man noch den Auslöser gedrückt hat.

 

Was macht der Polarisationsfilter?

Licht lässt sich mit einer elektromagnetischen Schwingung vergleichen. Dieses schwingt jedoch nicht nur in einer Ebene, sondern in vielen verschiedenen Ebenen. Wir bezeichnen dieses als ein unpolarisiertes Licht. Wird dieses Licht an nichtmetallischen Oberflächen wie beispielsweise Wasser reflektiert, reduziert sich einmal die Anzahl der Schwingungsebenen und ein noch zusätzlich dazwischen geschalteter Polfilter reduziert nochmals die Schwingungsebenen und lässt nur mehr Licht in einer Schwingungsebene durch. Dieses nun durchgelassene Licht, das in nur einer Ebene schwingt, wird als polarisiertes Licht bezeichnet. Durch diesen Vorgang der Polarisation werden bei nichtmetallischen Oberflächen unerwünschte Lichtreflexionen unterdrückt.

Der Polarisationsfilter besteht aus 2 zueinander drehbaren speziell beschichteten Scheiben, die, wenn sie zueinander verdreht werden in einer Stellung die maximale Polarisierung erzeugen. Praktisch bedeutet dies, dass der Fotograf durch den Sucher blickt und den Polfilter solange verdreht, bis beispielsweise die Reflexionen auf einer Wasseroberfläche verschwunden sind.

Typische Anwendungsfälle:

Soča Canyon, Slowenien

 

Die Portitsa Brücke mit ihrer dahinter befindlichen Schlucht und dem immer Wasser führenden Fluss ist sicher eine der markantesten Brücken in Zagori.

 

  • Beim Fotografieren von Wasser, Glas und teilweise auch Metallflächen, die mit Kunstharz beschichtet sind (Autolacke) kommt es zur Verringerung von Reflexionen und Spiegelungen. Wasser ist ein Element, mit dem wir in der Landschaftsfotografie viel zu tun haben, Glas in der Objekt- und Architekturfotografie.
  • Das Grün in der Natur wird stärker wieder gegeben, da die Reflexe des blauen Himmels reduziert werden.
  • Da ein Polfilter auch die Blauanteile im Himmel polarisiert, lässt der Einsatz eines Polfilters diesen dunkler und kräftiger aussehen.
  • Fotografieren wir einen Regenbogen, dann würde allerdings der Polfilter in seiner Stellung zur maximalen Polarisierung, diesen unsichtbar machen, da Regenbögen bereits selbst polarisiertes Licht haben.

 

Welche Arten von Polarisationsfilter gibt es am Markt?

Schraubbare Filter
Objektive haben von der Eintrittspupille ein Gewinde, in das beispielsweise Filter, wie ein Polarisationsfilter, geschraubt werden können. Verwendet man derartige aufschraubbare Filter, dann gilt es zu beachten, dass man vom Kamerasucher aus gesehen den Filter gegen den Uhrzeiger drehen. Dreht man ihn in die entgegengesetzte Richtung läuft man Gefahr den Filter loszuschrauben. Fällt dieser zu Boden, besteht die Gefahr, dass dieser zu Bruch gehen kann.
Ein Vorteil der schraubbaren Filter ist, dass sich die Streulichtblende ganz normal anbringen lässt. Nachteil ist, dass ich für jeden Objektivdurchmesser einen gesonderten Filter kaufen muss. Dieser sind für alle gängigen Objektivdurchmesser jedoch erhältlich.

Filter, die mit einem Magnet am Objektiv haften
Sie sind von der Handhabung ident zu den schraubbaren Filtern, jedoch lässt sich keine Streulichtblende anbringen.

Lee Filtersystem
Das Filtersystem der Firma Lee aus Südengland besteht aus einem Filterhaltersystem mit mehreren Steckplätzen, das neben einem Polfilter auch noch weitere Filter aufnehmen kann. Befestigt wird es über eigene Adapterringe für die verschiedensten Objektivdurchmesser, die zuvor auf die Objektive geschraubt werden. Das Filterhaltersystem wird auf diese Adapterringe geklippt, wodurch ein schneller Wechsel von Objektiv zu Objektiv möglich ist. Eine Streulichtblende lässt sich allerdings nicht anbringen.
Eine Alternative zum Lee Filtersystem ist das Filtersystem von K&F Concept, das gleich wie Lee Filtersysteme funktionieren.

 

Was muss man noch darüber hinaus beachten

Schrauben wir einen Polarisationsfilter vor das Objektiv, so wird die auf die Eintrittspupille auftreffende Lichtmenge um ungefähr 1,5 bis 2 Blendenwert verringert. Das bedeutet, dass bei einer Belichtung mit beispielsweise einer Blende 8, einer Verschlusszeit von 1/125 Sekunden bei ISO 100 die Belichtung auf eine Blende 4 oder auf eine Verschlusszeit von 1/30 Sekunde korrigiert werden muss. Dieser Umstand muss vor allem beachtet werden, wenn, wie in der Landschaftsfotografie üblich, manuell belichtet wird. Um richtig zu belichten, empfiehlt sich hier immer der Einsatz des Histogramms.

 

Graufilter

Fotografieren wir einen Wasserfall und möchten wir, dass das Wasser leicht verläuft, so erfordert dies eine Belichtungszeit von mindestens einer halben bis zu einer Sekunde. Ist die Umgebung jedoch extrem hell, können wir diese Belichtungszeiten nicht erzielen, auch wenn wir die Blende zur Gänze schließen. Hier kommt der Graufilter oder auch Neutraldichtefilter oder ND-Filter zum Einsatz. Er hat im Prinzip keinen speziellen Effekt, außer dass er weniger Licht durchlässt.
Wie muss ich belichten, wenn ich einen Graufilter einsetze.

Langzeitbelichtung mit Graufilter

 

Üblicherweise werden Graufilter über Blendenwerte (engl.: Stopps) spezifiziert. Verwenden wir nun beispielsweise einen Graufilter mit „6 Stopps“, so müssen wir bevor wir noch den Filter aufstecken oder aufschrauben die Belichtung ohne Filter messen. Wäre der Filter bereits montiert, dann hätten wir nämlich ein absolut schwarzes Bild und die richtige Belichtung zu finden wäre mehr oder minder unmöglich. Deshalb zuerst die Belichtung messen. Wäre diese beispielsweise Blende 8 bei einer Verschlusszeit von 1/125 Sekunden und ISO 100, so müssen wir die Verschlusszeit um 6 „Stopps“ der Verschlusszeitreihe verlängern, um richtig zu belichten. Das wäre im Fall unseres Beispiels ½ Sekunde (von 1/125 – 1/60 – 1/30 – 1/15 – 1/8 – 1/4 – 1/2).

Fotografieren wir beispielsweise sehr zeitig in der Früh, dann kann es sehr schnell vorkommen, dass die Belichtung bei einer Blende 8 um vielleicht 1/8 Sekunden liegt. Verwenden wir jetzt einen Graufilter mit 10 Blenden, so müssen wir 2 Minuten belichten. Da bei den handelsüblichen Kameras die maximale Verschlusszeit im „M-Mode“ mit 30 Sekunden limitiert ist, müssen wir jetzt den „BULB-Mode“ der Kamera verwenden. Dieser ist ident zum M-Mode, jedoch bleibt der Verschluss solange geöffnet, solange wir mit dem Finger den Auslöser gedrückt halten. Da dies keine praktikable Lösung ist kommt hier nun ein Kabelauslöser zum Einsatz, den wir an der Kamera anstecken und der einrasten kann, damit wir nicht unsere Finger wunddrücken. Die Verschlusszeit müssen wir jetzt jedoch selber messen. Bei langen Belichtungszeiten brauchen wir uns keine Sorgen machen, wenn der Verschluss einige Sekunden länger offen ist, als rechnerisch ermittelt. Dies hat keine Auswirkung auf die Belichtung.

Graufilter verwenden wir, wenn wir beispielsweise Wasserfälle fotografieren, wenn wir haben wollen, dass die Brandung des Meeres verfließt oder wenn wir einen Platz in einer Stadt fotografieren, auf dem viele Menschen gehen. Durch die Langzeitbelichtung werden die sich bewegenden Menschen verschwinden.
Verwenden wir Graufilter, dann ist die Verwendung eines stabilen Stativs eine Grundvoraussetzung.

Langzeitaufnahme des Grazer Bahnhofs an einem Montag um 17:33

 

 

 

Verlaufsfilter

Verlaufsfilter funktionieren ähnlich wie Graufilter, sie zeigen jedoch einen Verlauf, der dunkel beginnt und unten hell ist. Verlaufsfilter werden verwendet, um den Himmel abzudunkeln, wenn dieser extrem überstrahlt. Anstelle dieses Filters kann man auch den Verlaufsfilter in der Bildbearbeitung von Adobe Lightroom verwenden. Ist der Himmel jedoch ohne Zeichnung überbelichtet, dann ist nur der Verlaufsfilter eine richtige Alternative.

 

 

UV-Filter

Kaufen wir eine Kamera, dann wird vom Händler gerne versucht einen UV-Filter mit zu verkaufen. Als Argument heißt es dabei immer, er reduziert Dunst und leichten Blaustich, was richtig ist. Jedoch kontrollieren Digitalkameras heute den Frequenzbereich des Lichtes und moderne Objektive lassen auch kein UV-Licht hindurch. Diese aus der Analogzeit stammenden Filter hätten für uns den einzigen Bonus, dass sie die Frontlinse des Objektivs schützen, sollte dieses zu Boden fallen. Sie erreichen dies jedoch auch, wenn sie die Streulichtblende aufgesteckt haben. Für uns ist dieser Filter bedeutungslos und es ist wieder ein Stück Glas mehr vor der Linse.

Urheberrechtlich geschützt!