Der Sommer ist die Zeit, wenn viele Menschen in den Urlaub fahren, manche ans Meer, andere in die Berge, es ist aber auch eine Zeit, wenn wiederum einige einfach zu Hause bleiben und tageweise ihre Aktivitäten planen. Wer sich für das Letztere entschieden hat und dabei der sommerlichen Hitze in unseren Regionen entkommen möchte, kühles Nass genießen möchte, dem sei angeraten, in eine der heimischen Schluchten und Klammen zu wandern, denn dort gibt es teils beeindruckende Wasserfälle, kühle Schatten spendende Bäume und urwaldähnliche Täler.

 

Tscheppa-Schlucht, Loiblbach, Ferlach, Kärnten

Und wer auch noch gerne fotografiert, der kann derartige Tagesausflüge nutzen, um in diesen Schluchten Wasserfälle zu fotografieren. Mich hat es diesmal in die Tscheppa-Schlucht geführt, eine wildromantische Klamm mit brodelndem Felsengen und Wasserfälllen und das nur 20 Minuten vom Wörthersee-Stadion entfernt, in dem Bon Jovi fast zur selben Zeit eines seiner Österreich-Konzerte gab.

Als ich mich mit meiner fotografischen Ausrüstung über die Steige der Tscheppa-Schlucht kämpfte, fiel mir diese erste Engstelle sofort auf, jedoch war es erst kurz nach 17 Uhr und die Sonne erhellte Stellen der Wasseroberfläche ähnlich einem Spotscheinwerfer auf der Bühne von Jon Bon Jovi. Hier wird deutlich, dass Landschaftsfotografie sehr an der Tageszeit hängt und gerade für Klammaufnahmen und Fotografien von Wasserfällen sind Tageszeiten mit hohen Sonnenständen mehr als ungünstig. In der Morgendämmerung oder spät Richtung Abend sind hier die idealen Zeiten, oder wenn es nieselt und alles grau verhangen ist, ist der Zeitpunkt, um hier zu fotografieren. Dann gibt es keine Schlagschatten, keine alles überstrahlenden Lichtflecken ohne jede Zeichnung und da ich Zeit hatte, beschloss ich diesen Teil der Klamm erst später zu fotografieren.

Tscheppa-Schlucht: Kleine Wasserfall-Kaskaden säumen den Weg in die hinteren Teile der Schlucht und am späten Nachmittag braucht man diese Gegend nur mehr mit den Tieren des Waldes zu teilen.

Es war dann schon um 20 Uhr herum, als ich mich daran machte eine günstige Position zu finden, vor der aus eine harmonische Aufnahme möglich war und es kostete mich eine lange Zeit eine solche zu finden. In Klammen hat man leider nur beschränkten Aktionsbereich, denn nur wenige Meter neben dem Steig drohen tiefe Abgründe – so auch hier. Es war dann die Astgabel eines dünneren Baumes mit nur einem Meter Abstand zur jäh abbrechenden Felswand, in die ich Stativ mit Kamera verkeilte, wissend, dass sie Aufnahme nicht horizontal sein würde. Nun gab es aber noch eine besondere Herausforderung zu meistern, da Äste mit Blättern den freien Blick auf das Motiv behinderten. Hier kam mir jedoch der Umstand zu Hilfe, dass es in Klammen um Sonnenaufgang und Sonnenuntergang oftmals immer starke Winde gibt, die das Blatt- und Astwerk kurzzeitig aus dem Bild bewegen und so einen freien Blick auf das Motiv zulassen. So wurde es notwendig, eine Aufnahme aus mehreren Bildern zu zimmern, um einerseits das Wasser so lange wie möglich zu belichten und dies mit den kurzen Sequenzen zu koppeln, in denen die Äste aus dem Bild verschwanden.

Tscheppa-Schlucht: der Blick in die Tiefe. Brücken bieten Möglichkeiten eine ganz anderen Blick auf ein Motiv zu erhalten, denn als Fotograf hat man selten die Möglichkeit von oben in die Schlucht blicken zu können.

Fließendes Wasser lässt sich auf mehrere Arten fotografisch darstellen und dies ist eine der Fragen, die man sich stellen sollte, bevor man abdrückt. Eingefroren, sodass man die einzelnen Wassertropfen zählen könnte, oder seidig und weich und durch seine Fließgeschwindigkeit verwischt – also fließend? In den meisten Fällen ist es das verwischte und damit fließend wirkende Wasser, das im Bild besticht. Damit stellt sich automatisch die Frage, wie erzeugt man das seidig glänzende, verwischte Wasser? Genau genommen ganz einfach, indem man Belichtungszeiten von einer halben oder einer ganzen Sekunde oder auch länger verwendet und die Blende und die Sensorempfindlichkeit so anpasst, dass die Aufnahme richtig belichtet ist – ein Wissen, das mit der Smartphone-Fotografie zusehends verloren geht. Und damit die Umgebung auf Grund der langen Belichtungszeiten gestochen scharf abgebildet wird und nur das Wasser verwischt ist, erfordert diese Art der Landschaftsfotografie immer ein Stativ und wenn man die großen Landschaftsfotografen bei ihrer Arbeit beobachtet, dann wird man sehen, dass sie alle Landschaften immer von einem Stativ aus fotografieren. Auch ich habe bei dieser Aufnahme vom Stativ aus fotografiert und habe bevor ich abgedrückt habe das Motiv ein klein wenig arrangiert. Damit meine ich, dass es durchaus legitim ist, im Wasser schwimmendes Totholz, ins Bild ragende Äste, manchmal auch ungünstig liegende Steine zu entfernen, abzudecken oder zu verrücken. Dinge, die die Natur ständig macht, denn am Tag danach, mag sich eine Szene bereits anders präsentieren.

 

Inhalt und Foto: copyright by kunzfeld&kunzfeld photography