Schlägt man heute eine Zeitung auf, so findet man fast immer irgendeinen Artikel, der sich mit dem Thema der Künstlichen Intelligenz beschäftigt, ein Thema, dass heute in aller Munde ist, viele Personen zu recht auch verunsichert und daher auch immer wieder Diskussionen auslöst. Und auch wir Fotografen setzen uns mit diesem Thema auseinander, mussten wir beispielsweise bekannt geben, ob unsere im Rahmen der Menschenbilder-Ausstellung 2024 ausgestellte Arbeit durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz verändert bzw. erzeugt wurde.

 

Nun zum Thema. Seht euch das Bild unten an und fragt euch, ob dieses Bild echt ist oder ob an diesem Bild etwas manipuliert ist:

Korrekt oder manipuliert?

 

Was mit Künstlicher Intelligenz auf dem Sektor Fotografie möglich ist, hat uns ein Vortrag eines Berufskollegen beim letztjährigen Herbsttreffen der Berufsfotografen gezeigt. Dieser Kollege präsentierte in seinem Vortrag eine Flusslandschaft mit angrenzenden dichten Wäldern und einem höheren Berg im Hintergrund. Eine sehr stimmige Aufnahme und wir alle vermuteten, dass dieses Bild irgendwo in der Einsamkeit Kanadas aufgenommen wurde. Wir alle lagen jedoch komplett falsch, denn die Aufnahme entstand auf der Erzherzog-Johann-Brücke in Graz mit Blick in Richtung Murinsel. Dieser Kollege hatte diese seine Aufnahme durch künstliche Intelligenz so verändern lassen, dass eine „kanadische Flusslandschaft“ entstand und erklärte uns, dass der Aufwand, um das Bildes zu verändern, nur wenige Minuten betrug.

Wir sind nun der Sache nachgegangen, denn jeder Fotograf kennt die Mühen, wenn es darum geht, ein störendes und für den Bildinhalt nicht relevantes Teil aus dem Bild zu entfernen. Wir wollten nun wissen, wie groß ist der Aufwand, um eine Aufnahme derart zu manipulieren und reicht unser auf diesem Gebiet bescheidenes Wissen aus, um ein Bild derart zu verändern.

 

Das Original: das Stübingtal im Bereich des ehemaligen „Bergwerks“.

 

Wir begannen nun die Arbeit des Kollegen nachzumachen und verwendeten die herbstliche Tallandschaft des Stübingtales im Bereich des einstigen „Bergwerks“ als Ausgangsbild. Wir luden das originale Bild in Adobe Photoshop und selektierten im ersten Schritt den Talboden mit seinen Häusern und der Straße mit Hilfe des Lasso-Werkzeuges von Photoshop. Mit dem Selektieren bietet Photoshop automatisch dem Benutzer an, diesen selektierten Bereich neu zu befüllen und dabei Künstliche Intelligenz zu verwenden. Dazu öffnet sich ein Eingabefeld, in das man seinen Wunsch in Klartext schreibt. Dies funktioniert ähnlich, wie wir als Kinder einen Brief an das Christkind geschrieben hatten, jedoch ohne das Zauberwort „Bitte“. Nachdem wir „Sumpflandschaft einfügen“ geschrieben hatten, dauerte es vielleicht 30 Sekunden oder 1 Minute und die Künstliche Intelligenz von Photoshop bot uns 3 „generative Füllungen“ für eine Sumpflandschaft für diesen Bereich an. Wenn jemandem diese Vorschläge nicht gefallen sollten, so ist dies kein Problem und man lässt sich nochmals weitere 3 Vorschläge anbieten. Wir verfuhren nun an einigen Stellen des Bildes mit der gleichen Methode und erzeugten innerhalb von vielleicht 10 Minuten ein Bild, das ganz anders aussah, als das Original. Seht selbst.

 

Mit künstlicher Intelligenz verändert: das Stübingtal im Bereich des ehemaligen „Bergwerks“ vor vielleicht 1000 Jahren, ohne Straßen, ohne Bauernhöfe und ohne Kulturlandschaft.

 

Eigentlich eine tolle Sache, was die Kreativität und digitale Kunst betreffen, aber mit Fotografie hat dies nichts mehr zu tun. Wo allerdings Licht ist, ist aber auch immer Schatten, und so ruft diese Funktionalität auch Personen mit krimineller Energie auf den Plan, denn nun ist Bildmanipulation, Mobbing, Denunzieren und Betrügen um ein Vielfaches leichter geworden. Die Vorboten dieser Entwicklung sehen wir leider nur zu oft. Und wer kein „fotografisches“ Ausgangsbild zur Hand hat, der lässt Photoshop oder eines der anderen Tools, die rund um die künstliche Intelligenz aus dem Boden geschossenen sind, die Arbeit machen. Seht selbst! Das ist kein Foto, sondern das Ergebnis nach 5 Minuten Arbeit mit Photoshop:

 

Ein mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstelltes Bild. Dazu haben wir die Key-Worte „alte Frau“, „Falten“, „Kopftuch“ und „grauer Star“ eingegeben und Photoshop hat dieses Bild ohne unser Zutun generiert. Wir hatten es anschließend nur in Schwarz-Weiss konvertiert.

 

Schauen wir uns nun im Internet um und betrachten wir verschiedene vor allem herausragende Aufnahmen, dann fällt es einem heute schwer zu beurteilen, ob es sich um ein tatsächliches Foto handelt, bei dem vielleicht mit Langzeitbelichtung gearbeitet wurde, die Sättigung der Farben anschließend erhöht wurde oder Verlaufsfilter zum Einsatz kamen. Oder handelt es sich um „schon“ Fotografien, die nachträglich mit Hilfe von KI-Werkzeugen manipuliert worden sind und Teile des Bildes gar nicht existieren. Wir wissen es selbst nicht.

 

Zum Schluss noch die Lösung zur Frage, ob das erste Bild korrekt oder manipuliert ist. Hier handelt es sich um ein Foto des St. Nikolausklosters in Meteora in Griechenland. Das Kloster und die umgebende Felslandschaft sehen wirklich so aus und sind nicht manipuliert, jedoch gibt es am Fuße des Klosters keine Holzhütten. Diese haben wir mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz hinzugefügt.

 

 

Inhalt und Foto: copyright by kunzfeld & kunzfeld photography