Schwefelkies oder auch Pyrit ist eines der häufigsten Erze auf der Erde, kommt dieses Erz weltweit auf fast allen Lagerstätten vor. Bei uns vom Volksmund auch als „Katzengold“ bezeichnet, sieht Pyrit für den Laien sehr dem Gold ähnlich. Bergwerke, die allerdings Schwefelkies ausschließlich zur Gewinnung von Schwefelverbindungen abbauten, waren immer schon selten. Der Erminioni oder Hermine-Bergbau am Peloponnes war so ein Bergbau und der Schwefelkies wurde zur Herstellung von Schwefelsäure verwendet. Aber der Reihe nach.

Halden und Reste von Erzkästen im Bereich der Grube Roro.

 

Durch einen Zufall entdeckten wir während unserer Literatur-Recherche zur Vorbereitung auf unsere letzte Griechenlandreise einen für uns und viele andere Menschen bislang unbekannten Erzbergbau am Peloponnes in Griechenland. Unweit der Küste des Argolischen Golfs gelegen, hatte man am Fuße des Anderes-Gebirges einen Bergbau auf Schwefelkies entstehen lassen. So wurden im Jahr 1905 mit ersten Schurfarbeiten begonnen, bevor man 3 Jahre später mit diesem Bergbau in vollen Betrieb ging. Dieser Bergbau lieferte bis zu seiner Heimsagung im Jahr 1978 Schwefelkies, der mit Schiffen von der Küste des Argolischen Golfs nach Piräus transportiert wurde.

 

Hermine-Bergbaugebiet am Peloponnes zwischen den Ortschaften Iliokastro und Erminioni.

 

Zur Zeit des Vollbetriebs wurde dazu in den Gruben Hermine, Kapsopiti, Roro, Barutosipia und Agios Dimitros im Anderes Gebirge Erz abgebaut. Bis auf den Agios Dimitros Bergbau konnten wir alle Orte, an denen abgebaut wurde auffinden, wobei die Spuren der einstigen Roro Grube noch am deutlichsten vorhanden sind. Hier finden sich die Reste von Bergwerkshalden und Teile einer einstigen Verladerampe. Die Zugänge oder Mundlöcher der einstigen Stollen stehen zum Teil noch offen, jedoch ist ein „Einfahren“ in das Grubengebäude auf Grund der örtlichen Gegebenheiten nicht so leicht möglich, geht es beispielsweise in den Roro-Schrägschacht durch einen Abbruch der Schrägschachtsohle zuerst einmal senkrecht einige Meter bergab.

 

Vor den Ruinen der Betriebgebäude blüht heute Oleander.

 

Erzverladung nahe der Grube Roro. Hier wurde das Erz auf eine eigene Werksbahn verladen.

 

Zur Befestigung verwendete Schienen der ehemaligen Grubenbahn von Paul Decauville.

 

Von der einstigen noch relativ gut erhaltenen Verladerampe der Grube Roro wurde das Erz auf eine eigene Grubenbahn verladen. Der Gleiskörper dieses Streckenabschnittes ist zwar nicht mehr vorhanden, jedoch zeugen in die Halde gerammte Schienen-Teile und diverse Berichte der ersten Betreiber des Bergbaus, dass es sich bei der Bahn um eine Werksbahn der französischen Firma von Paul Decauville gehandelt hat. Eine der ersten Betreibergesellschaften war ein französische Unternehmen. Die Werksbahn lieferte das Erz in die 15 Kilometer entfernte Aufbereitungsanlage in der Dardeza-Bucht am Argolischen Golf.

 

Die Ruine des einstigen Gebäudes, in dem sich die Betriebsleitung befand.

 

Das heute noch im Süden von Paris befindliche Unternehmen von Decauville, produziert zwar keine Werksbahnen mehr, jedoch gibt es in diversen Archiven die einstigen Produktkataloge für Werks- und Grubenbahnen. Wir konnten sogar den Nachdruck einen dieser einstigen Kataloge erwerben.

 

Zeichnung des Werkes für Grubenbahnen von Paul Decauville in Petit Bourg südlich von Paris aus dem Jahr 1890.

 

Folgt man dem einstigen, aber nicht mehr erhaltenen Schienenverlauf in südliche Richtung, so erreicht man nach wenigen Kilometern eine weitere Verladestation. Hier wurde das aus der Grube Barutosipia angelieferte Erz mittels eines Aufzugssystem auf das Schienen-Niveau gehoben. Die Schienen sind zwar nicht mehr vorhanden, jedoch zeugen die wenige Meter nördlich davon noch erhaltenen Stützpfeiler einer Eisenbahnbrücke von der einstigen Bahnstrecke.

Brückenpfeiler der ehemaligen Eisenbahnbrücke nahe der Grube Barutosipia.

 

Gebäuderuinen der Erzverladung bei der Grube Barutosipia.

 

Ehemaliges Erz-Aufzugssystem der Erzverladung bei der Grube Barutosipia.

 

Die Werksbahnstrecke endete im Gelände der einstigen Aufbereitungsanlage des Bergbaus. Nachdem der Schwefelkies zur Herstellung von Schwefelsäure vorgesehen war, konnte man sich in der Aufbereitungsanlage auf die Zerkleinerung, die Anreicherung durch Abscheiden des Taubmaterials und die Sortierung der Erze begnügen. Die Reste jener Verladerampe sind hier noch vorhanden, über die das Erz in die Frachtschiffe geladen wurde. Diese Frachtschiffe steuerten dann den Hafen von Piräus an, wo sich unweit der Pier ein Werk zur Herstellung von Kunstdünger befand, in dem der Schwefelkies zu Schwefelsäure verarbeitet wurde.

Erzaufbereitungsanlage in der Dardeza-Bucht.

 

Verladerampe in der Dardeza-Bucht.

 

Werksgebäude der Erzaufbereitungsanlage in der Dardeza-Bucht.

 

Aus dem bei der thermischen Behandlung des Schwefelkieses entstandenen Schwefeldioxid wurde in der Düngemittelfabrik in mehreren Schritten Schwefelsäure erzeugt, mit deren Hilfe das sogenannte „Superphosphat“, ein wasserlöslicher Phosphatdünger hergestellt wurde. Dazu lieferte eine neben der Düngemittelfabrik befindliche Schlachterei die notwendigen Tierknochen als Phosphatträger. Dieses vom Engländer John Bennet Laws 1882 entwickelte Verfahren war das erste, das wasserlösliche Dünger herstellen konnte und war für die wegen der schlechten Erträge am Boden liegenden Landwirtschaft in Griechenland von immenser Bedeutung. Heute sind sowohl die Schlachterei, als auch die Düngemittelfabrik nur mehr Ruinen und durch hohe Zäune abgesichert, was es uns schwierig machte zu Fotografieren.

Ehemalige Düngemittel im Hafen von Piräus.

 

 

 

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