Wer heute an der Heimstätte des ältesten Österreichischen American Football Vereins, den Graz Giants vorbei fährt und seinen Blick in Richtung des Stadions wendet, der sieht sie, die übergroßen Bilder von Spielern und Cheers auf dunklem Hintergrund, leicht martialisch mit viel Power und unverkennbarer Ausleuchtung, Arbeiten, die wir vor 2 Jahren getätigt hatten.
Wir wurden nun wieder beauftragt neue Bilder zu fotografieren, denn einerseits sind es junge Spieler die nach oben drängen und zum anderen ist es die Landschaft der Sponsoren, die sich ändert, was neues Bildmaterial erfordert. Es ist dann eine Werbeagentur, die ein Fotokonzept vorgibt und die uns Fotografen sagt, wie die Bilder auszusehen haben – ein heute oftmals übliches Prozedere. So hieß es diesmal die Aufnahmen auf einem neutralen Hintergrund zu fotografieren, denn es werden die Grafiker sein, die die Bilder frei stellen und dann in die endgültige Umgebung einpassen. Eine Methode, die heute sehr oft angewandt wird, denn so können die Bilder mehrfach verwendet werden, was die Kosten des Shootings reduziert, denn es wird nur mehr einmal oder wie in unserem Fall zweimal fotografiert, und nicht vier- oder fünfmal.
„Geshootet“ wurde in einem der sogenannten Bewegungsräume des ASKÖ Stadions, einem hellen und sehr warm wirkenden riesigen und hohen Raum mit einer Fensterfront, die das Sonnenlicht in den Raum bringt, und die so hoch oben im Raum ist, dass sie nicht abzudecken ist. Und hier sollten wir nun dunkle und martialisch wirkende Bilder entstehen lassen. Geht so etwas überhaupt? Auch wir stellten uns die selbe Frage, als wir erstmals diesen Raum betraten. Der Raum war damals bei unserem ersten Besuch so hell, dass man fast ohne Blitzlicht fotografieren konnte und auf schlechtes Wetter und dunkle Wolken zu hoffen, ist keine professionelle Alternative. Wie werden nun trotz des hellen Sonnenlichtes derart dunkle Bilder erzeugt ohne das das Sonnenlicht Einfluss auf die Ausleuchtung der Bilder nimmt und bei denen nur mehr das Licht der Studioblitzanlage die Bilder ausleuchtet? Wer vielleicht selbst einmal versucht hat bei hellem Sonnenlicht das Wasser eines Wasserfalls am Bild verfließen zu lassen, der wird wissen, dass dies mit dem Einsatz eines Graufilters möglich ist. Und wer das Funktionsprinzip so eines Graufilters kennt, der wird vielleicht auch wissen, dass ein Polarisationsfilter nach dem selben Prinzip funktioniert. Dieses Umstandes bedienten wir uns und schraubten auf unsere Objektive die entsprechenden Polarisationsfilter. Und da wir eine Ecke im Raum für die Aufnahmen verwendeten, die kein direktes Sonnenlicht erhielt, wurde schon bei einer Blende 8 so viel Licht ausgesperrt, dass auf den Bildern das Sonnenlicht keinen Einfluss mehr hatte.
Eine zweite Herausforderung, die wir zu Lösen hatten, war die riesige Spiegelfront, die unsere Raumecke seitlich begrenzte, denn diese Spiegel reflektieren jedes Blitzlicht sofort und unbarmherzig. Dadurch wären Lichtreflexe entstanden, die alle unsere Arbeiten zu Nichte gemacht hätten. Hier war eine vorab geplante Improvisation von Nöten, denn wir besorgten uns dunkle Stoffe, ähnlich, wie wir sie in unserem Atelier verwenden, die wir auf unsere Halterungen für die Motiv-Hintergründe montierten und die wir seitlich vor der Spiegelfront positionierten. Eine Investition, die auch bei jedem Automobil-Shooting perfekt genutzt werden kann, um ungewünschte Lichtreflexe am Lack eines Oldtimers zu verhindern.
Wer vielleicht einmal bei einem Fotografen eine Portrait-Aufnahme hat anfertigen lassen, der kann sich vielleicht noch dunkel daran erinnern, dass der Fotograf den Hintergrund, vordem er gestanden hatte, angeleuchtet hatte. Wir haben hier genau das Gegenteil gemacht und den Hintergrund nicht angeleuchtet und haben nur von hinten mit 2 Blitzköpfen das Licht unter 45 Grad auf die Motive gefeuert. Dieses „Licht von hinten“ ist es, was die Bilder interessant macht, denn durch dieses Licht-Setup entstehen die unverwechselbaren Lichtsäume an den Armen und Beinen der Spieler oder Cheers. Und ein leicht aufhellendes Licht von vorne bringt dann gerade einmal so viel Licht, dass Gesichtszüge zu erkennen sind.
Oftmals werden wir gefragt, warum wir bei solchen Aufnahmen einen derartigen Aufwand betreiben und nicht einfach ein Smartphone verwenden. Diese Geräte können ja heute alles und auch die Smartphone Werbung tut dies ja eindrucksvoll kund, wenn sie Slogans wie „Aufnahmen wie ein Profi“ verbreiten. Wie ihr sicher bemerkt habt, sind die Herausforderungen in der professionellen Fotografie in erster Linie die Lichtführung und nicht die Kamera. Diese kommt erst ins Spiel, wenn Filter zum Einsatz kommen, wenn Blitzanlagen angesteuert werden müssen, wenn Licht manuell begrenzt werden muss, wenn es darum geht Plakat füllende Aufnahmen mit hoher Auflösung zu erzeugen und wenn Grafiker die digitalen Rohdateien für ihre weiteren Arbeitsschritte benötigen. Alles Arbeiten und Kriterien, die weit über den Möglichkeiten des Smartphones liegen und die mit ihren Miniatur-Bildsensoren in der Größe eines halben Fingernagels des kleinen Fingers Bilder von maximal einem Dezimeter Größe zulassen.
Fotografieren ist eine erlernbare Tätigkeit, die heute viele Menschen als Hobby betreiben. Das Konzentrieren auf ganz andere Dinge, als die des täglichen Arbeitslebens hilft uns Menschen den Alltags-Stress abzuschütteln. Wer sich mit der Materie der Fotografie näher auseinander setzen möchte, dem helfen wir gerne.