Bereits die Phönizier waren es, die auf Sardinien am Monte Narba Silbererze abbauten, um Münzen zu prägen. Der große Abbau-Boom setzte aber 1874 ein, als eine lokale Bergbaugesellschaft die Abbaurechte für insgesamt 3 Reviere am Monte Narba erhielt. Es war, wie so oft, silberreicher Bleiglanz, der abgebaut werden sollte und innerhalb von wenigen Jahren entwickelte sich eine regelrechte Bergbau-Kleinstadt am Monte Narba, in der an die 1000 Bergleute wohnten und entweder untertage oder in diversen obertägigen Anlagen arbeiteten.
Der Monte Narba und die nahe gelegene Kleinstadt San Vito liegen nur knapp 50 Kilometer vor den Toren von Cagliari und auch die Küste des Tyrrhenischen Meeres liegt nur wenige Kilometer entfernt. Die riesige Lagerstätte am Monte Narba wurde im Tiefbau mit 14 Teilsohlen erschlossen und auf Grund der Nähe zum Meer, lag die tiefste der Abbausohlen knapp 150 Meter unter dem Meeresspiegel. Der Bergbau selbst liegt in einem sich gabelnden engen Tal, durch das teilweise reißende Bäche fließen. Daher baute man in den höheren Lagen Staudämme und leitete die Bäche zum Teil auch um, um Wasser für die Erzwaschanlagen zu haben.
Nach dem Niedergang des Bergbaus im 20. Jahrhundert begann der langsame Verfall der Anlage. Dieser Verfall ging in den letzten Jahren immer rasanter von statten und so sind mittlerweile die einstigen Staudämme zur Wasserhaltung gebrochen, Muren sind in den steilen Gräben abgegangen und haben viele der einstigen Anlagen zum Teil verschüttet. Und auch Gebäude sind zum Teil eingebrochen und was leicht zu erreichen und bewegen war wurde Opfer des Vandalismus unserer Mitmenschen.
Vom Verfall teilweise etwas verschont geblieben ist das Gebäude der Betriebsleitung des Bergbaus und der Markscheiderei. Dieses Gebäude verdient durch seine einmaligen Wand- und Stukaturmalereien besondere Aufmerksamkeit, weiß heute niemand, wie lange es noch den Naturgewalten und dem Vandalismus standhalten kann. Betritt man die Räume dieses ehemaligen technischen Büros, so stellt sich sofort die Frage, wer hat an so einem Ort, so wunderbare Malereien hinterlassen. Es war ein österreichischer Major der kaiserlichen Armee, der als Kriegsgefangener des 1. Weltkrieges am Monte Narba inhaftiert worden ist. Es ist anzunehmen, dass er als doch hoher Offizier, wen überhaupt, nur leichte Arbeit zu verrichten hatte und er begann die Räumlichkeiten des Büros durch seine Malereien zu verschönern. Auch heute nach mehr als 100 Jahren leuchten die Farben fast so, als wären sie erst gestern aufgetragen worden. Vollendet hatte er seine Arbeit aber nicht, denn er dürfte wie seine Kameraden nach Kriegsende wieder in seine Heimat zurückgekehrt sein, was man aus diversen Skizzen an den Wänden schließen kann.
Ein weiteres Gebäude, dass zwar nicht Opfer der Muren wurde, sondern dem üblichen Verfall und dem Vandalismus, ist die Villa Madame. Das etwas abseits stehende und 2 Stockwerk hohe Gebäude war der Wohnsitz des Direktor des Bergbaus, hatte eine prachtvolle Fassade mit schmiedeeisernen Balkonen, einen wunderbar angelegten Garten mit Orangenbäumen und wunderbaren Pflanzen und eigens angelegten Terrassen, auf denen Gemüse und Früchte gediehen. Heute ist die Fassade bereits herunter gebrochen und Vandalen haben noch nachgeholfen um den Verfall zu beschleunigen.
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