Reisevorbereitungen bedeutet bei uns, nicht ein Hotel nach einem Reisekatalog zu buchen und die Zeitung abzubestellen, nein es bedeutet sich mit den geografischen und den geschichtlichen Gegebenheiten des Landes und der geplanten Reise sehr detailliert auseinanderzusetzen – wir hatten im Juni darüber berichtet. Und da wir uns darüber hinaus mit unserem Jeep sehr viel auf unbefestigten Pisten und Bergpfaden bewegen, ist es für uns genauso wichtig auch auf eventuelle Schwierigkeiten beim Fahren im Gelände vorbereitet zu sein. Dazu haben wir unseren Jeep umbauen lassen.
Ausgelöst durch unsere Reise durch die Berge Sardiniens im April dieses Jahres mussten wir feststellen, dass die Bodenfreiheit unseres Jeep Wranglers an die Grenzen gekommen war, waren die Routen, die wir fuhren, mit riesigen Steinen und Auswaschungen übersät. Zwar hatten wir keine Bodenberührung, jedoch kam der felsige Unterrund auf den Bergpfaden der Ölwanne und dem Kardan bedrohlich nahe und Schäden an diesen Bauteilen gilt es tunlichst zu vermeiden. So beschlossen wir vor unserer nächsten Reise den Jeep in Bezug auf sein Fahrwerk umbauen zu lassen und ein um 2,5 Zoll höheres Fahrwerk (circa 6,5 Zentimeter) der bekannten Deutschen Marke Bilstein einbauen zu lassen. Damit verbunden wurden auch neue Reifen in einer größeren Dimension notwendig (285/70 R17 – Reifenflanke circa 20 cm), die gegenüber der Standardbereifung des Jeep mit einer Reifendimension von 245/75 (Reifenflanke von circa 18 cm) um fast 2 cm mehr Reifenflankenhöhe aufweisen. So hat unser Jeep heute um fast 10 cm mehr Bodenfreiheit, als vor dem Umbau, was Sicherheit im Gelände gibt.
Der Jeep Wrangler Rubicon ist darüber hinaus eines der wenigen Fahrzeuge für den richtigen Geländeeinsatz und bietet die Möglichkeit den sogenannten Stabilisator oder auch „Pendelstange“ freizuschalten. Dieser bei einem klassischen PKW starre Stabilisator ist es nämlich, der verhindert, dass ein Fahrzeug bei einer Kurvenfahrt umkippt und sich starr verhält. Im Gelände ist dies jedoch genau entgegengesetzt. Hier will man maximales „Pendeln“ der Achse haben. Damit unterscheidet sich der Rubicon neben seinen anderen Features von anderen Geländefahrzeugen, wie beispielsweise mehreren Differentialsperren. Ganz eklatant ist dieser Unterschied zu den weit verbreiteten SUVs gegeben, die gerne in der heutigen leider unkundigen Öffentlichkeit als Geländefahrzeuge bezeichnet werden. Durch die Möglichkeit einer Maximierung der sogenannten „Verschränkung“ oder des „Pendelns der Achse“ bleiben beim Rubicon auch bei starken Löchern im Untergrund alle Räder am Boden und nicht wie bei einem SUV, der in einem mit Unebenheiten übersätem Gelände bald einmal den Bodenkontakt von einem Rad oder auch von 2 Rädern verlieren kann. Ein Weiterkommen ist dann nicht mehr möglich und das auch bei den Highend-Marken wie BMW oder AUDI, da sie nicht für das Gelände, sondern für die Straße konzipiert wurden.
Bei Fluss-Durchquerungen mit steileren Uferböschungen oder tiefen schlammigen Passagen kann es schon auch einmal vorkommen, dass auch ein Jeep Wrangler an seine Grenzen stößt. Möchte man derartige Situationen trotzdem meistern, oder möchte man auch nur einen umgestürzten Baum zur Seite ziehen, so ist der Einsatz einer Seilwinde notwendig. Im Rahmen des Umbaus unseres Jeep Wrangler haben wir diesen auch mit einer Seilwinde ausgerüstet. Hier gibt es heute verschiedene Winden am Markt, wobei wir uns für eine Winde der bekannten amerikanischen Firma „WARN“ aus dem Bundesstaat Oregon entschieden haben, wie sie meistens bei Jeep verbaut wird. Diese hat eine Zugkraft von 4,5 Tonnen. Landrover-Besitzer schwören dagegen auf das britische Produkt WINCHMAX oder Merzedes-G-Fahrer auf das deutsche Pendant von ROTFUCHS.
Um das gesamte „Gelände-Notfall-Paket“ abzurunden benötigt man darüber hinaus noch verschiedenes Bergematerial. Es sind Bergegurte, die um massive Bäume geschlungen werden können, Schäkel, um die Enden der Bergegurte miteinander verbinden zu können und Umlenkrollen, um, wenn notwendig einen Flaschenzug bauen zu können. Daneben führen wir noch sogenannte „Sandbleche“ von der australischen Firma MAXTRAX mit uns mit, die heute meist aus Kunststoff gefertigt sind, um den Antriebsrädern Gripp zu verleihen, wenn für den Einsatz einer Winde kein Fixpunkt vorhanden ist. Und auch der uralte Klappspaten aus meiner Zeit beim Bundesheer und ein moderner Spaten mit integrierter Säge und Axt von der österreichischen Firma HORNTOOLS aus Vorarlberg vervollständigen die Ausrüstung.
Auf diese Weise – so denken wir – haben wir uns für die nächsten Reisen gerüstet, wenn es über steinige Pfade zu unbekannten archäologischen Stätten geht, wenn wir montanhistorische Orte aufsuchen, an denen Leute vor Jahrhunderten Silber oder Kupfer geschmolzen haben, wenn es darum geht menschenleere Gebirgskämme auf den Spuren alter Kulturen zu überqueren oder auch wenn wir fast 200 Jahre alte Militärstraßen befahren, die zu einstigen Forts einer fernen Zeit führten.
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