Die sogenannte „blaue Stunde“ ist jener Zeitbereich am Tag, der knapp nach Sonnenuntergang beginnt und dann endet, wenn der Nachthimmel beginnt zu dominieren. Besonders schön ist die blaue Stunde, wenn man gegen Westen fotografiert, wo die Sonne untergegangen ist. Der Horizont hat dort meist noch eine Gelbfärbung, während der Himmel selbst ein Blau zeigt. Objekte, vor allem beleuchtete Gebäude, kommen dabei besonders gut zur Geltung.

Ein Kunde von uns (Peter Rosegger Apotheke in Graz Wetzelsdorf, www.apothekegraz.at) hatte uns gebeten, sein Firmengebäude genau in diesem Zeitraum in Szene zu setzen. Um die Kundenwünsche erfolgreich umsetzen zu können, ist ein gutes Zeitmanagement notwendig, das auch für private Aufnahmen während der „blauen Stunde“ sehr hilfreich ist.

Neben dem Studium der Wettervorhersage, denn bei bedecktem Himmel gibt es keine fotografierbare „blaue Stunde“, sind detaillierte Informationen über den Sonnenuntergang wichtig. Wir verwenden dazu www.sonnenverlauf.de, wobei die Informationen von Sonnenuntergang und der Abenddämmerung essentiell sind, liegt zwischen diesen 2 Zeitpunkten die „blaue Stunde“. Darüber hinaus hilft die Information bezüglich der Sonnenrichtung, um die Positionssuche auch in Richtung des Sonnenunterganges zu machen. Diese Recherche machen wir schon lange Zeit davor.

 

Die Kameraposition wurde bereits 30 Minuten zuvor definiert und die Kamera wurde vorab perfekt ausgerichtet

 

Im nächsten Schritt sollte die Kamera bereits vor der „blauen Stunde“ platziert und ausgerichtet sein. Nur so lässt sich sicherstellen, dass der spätere Bildaufbau entsprechend ist. Jetzt ist noch Zeit um störende Objekte zu beseitigen oder eine alternative Kameraposition zu wählen. Dies gilt auch für nicht erwünschte Spiegelungen an Glas-, Metall- oder Wasseroberflächen. Auch weitere mögliche Motive sollten vorab getestet werden und die späteren Kamerapositionen am Boden markiert werden. Da das Zeitfenster der „blauen Stunde“ relativ klein ist, gilt es dann zügig zu arbeiten.

 

Da sich während der „blauen Stunde“ das Licht laufend ändert, haben die Bilder immer ein anderes Erscheinungsbild

 

Aufgrund der einsetzenden Dunkelheit sind längere Belichtungszeiten von Nöten, was immer den Einsatz eines Stativs erfordert. Werden Objektive mit einem Stabilisator verwendet, dann sollte dieser beim Fotografieren vom Stativ aus ausgeschaltet werden. Wäre dieser aktiv, dann würde es bei der Stativaufnahme zu Unschärfe kommen. Um eine optimale Position der Schärfeebene zu erreichen, schalten wir den Autofokus aus und fokussieren manuell, genauso, wie wir die Belichtung manuell einstellen. Und da Gebäude senkrecht stehen und die Hausmauern senkrechte Linien erfordern, ist bei Architekturaufnahmen immer der Einsatz von Tilt-Shift-Objektiven erforderlich, um senkrechte Linien zu erhalten, will man nicht später im Büro die stürzenden Linien mit einer Software bearbeiten müssen. Wir verwenden in der Regel bei Architekturaufnahmen Tilt-Shift-Objektive mit 4 unterschiedlichen Brennweiten: 17 mm, 24 mm, 45 mm und 90 mm.

 

Architekturaufnahme mit einem 17 mm Tilt-Shift-Objektiv

 

Nachdem wir ausschließlich im Kamera-RAW-Format fotografieren, lassen sich die Aufnahmen später am Computer ohne Schwierigkeiten digital entwickeln. Dies gilt in erster Linie für den Weißabgleich, da die „Blau-Gelb-Balance“ oftmals leicht nachjustiert werden muss.

 

Inhalt und Foto: copyright by kunzfeld & kunzfeld photography